Samstag, 7. Juni 2008

Unterassistentendasein

Was lässt sich eigentlich noch zum UA Dasein in Bern sagen?
Es ist schön zu sehen, wie es den Ärzten hier besser geht als den Blutabnehmern in D. Andererseits ist auch hier eine 50 h Woche das absolute Minimum. Immerhin sind viele Patienten im Vergleich zu anderen Ländern (AUS, USA) etwas vernünftiger. Was nicht heisst, dass es hier kein Risikoverhalten gibt. Adipositas ist auch hier Volkskrankheit. Wen das stört, der sollte vielleicht Psychiater werden - Heroinentzug hat langfristig mehr Erfolg als Diäten...(wenigstens einen interessanten Fakt, den ich beim Lernen behalten habe)

und die Rheumatologie? wird gerne als "letzte Station vor der Grenze" bezeichnet - letzte Chance, bevor es in die Psychosomatik oder Psychiatrie geht. Trotzdem gibt es hier wenig psychosomatische, holistische Denkansätze. Bsp.: eine Patientin mit Vaskulitis hat nach Todesfall in der Familie eine Aortendissektion entwickelt. Natürlich gibt es keine Daten zur Entwicklung von derartigen Komplikationen bei Belastungssituationen. Daher Antwort vom Chef auf die Frage, ob es zwischen den beiden Sachen einen Zusammenhang gäbe: Nein, davon ist nicht auszugehen.

auch sehr interessant: die Beeinflussbarkeit von manchen Rheuma Patienten. Beim Gelenke infiltrieren mit Anästhetikum und Kortikoiden ist das wichtigste nicht der Wirkstoff, sondern die Show des Arztes. Viele Spontanheilungen innerhalb von Sekunden sind so erlebt worden, auch wenn das Gelenk bei der Punktion einmal verfehlt wurde.

3 Kommentare:

麦天 hat gesagt…
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麦天 hat gesagt…

Ach ja, noch was:
50-60h/Woche wären für mich absolut OK. Weniger zu arbeiten ist in der produktivsten Lebensphase Verschwendung, oder? Es muss nur sinnvolle Arbeit sein, die der Ausbildung dient, nicht Blut abnehmen oder Briefe schreiben oder dem Chef bei der Präsentation assistieren. Und natürlich sollten die restlichen h dann wirklich frei sein... OK, das ist wohl schon wieder naiv.

Notfalls werd ich auch Psychiater, wenn das der einzige Weg ist, seine Kinder aufwachsen zu sehen (und nicht als Anästhesist im Substanzmissbrauch oder Suizid zu enden). NeinNeinNein! Es geht nicht. Ich will in meiner 3D-Darmwelt arbeiten und Polypen abtragen!

麦天 hat gesagt…

Jaja, die schamanische Komponente... Wird vom typischen Uni-Arzt einfach verleugnet, Patienten werden ob Ihrer Suggestibilität belächelt. Ist ja auch einfach, so lange man auf der anderen Seite steht.

Interessant das mit dem Heroinentzug. In Amerika sind 32,2% der Erwachsenen (45% der Schwarzen) und 17,1% der Kinder und Jugendlichen adipös. 2,8% der Männer und 6,9% der Frauen sind "extrem adipös" (BMI>40). Und in Kentucky ist es noch schlimmer... Der einzige Vorteil bei der Rehabilitation im Vgl. zu Heroin ist, dass es gastric bypass surgery gibt. Echt verrückt... Daran kann man doch sehen, was hier falsch läuft: Konzentration auf Reparaturen, völlige Vernachlässigung der Salutogenese und auch des Schamanismus, weil der ja meist nicht bezahlt wird. Leider wohl unvermeidbar bei einem Gesundheitssystem, das vor allem "Prozeduren" bezahlt.

Es müsste einen Weg geben, wie man das Gesundheitssystem auf die Gesundheit der Menschen ausrichten könnte... Aber wie? Am nächsten käme dieser Utopie wohl ein System, in dem die Patienten bei maximaler Transparenz und öffentlichen Bewertungen der Ärzte sich diese selbst aussuchen und einen signifikanten Anteil ihrer Behandlung selbst zahlen (es sei denn, sie schließen eine Vollkaskoversicherung ab, was dann kein vernünftiger Mensch mehr machen würde). Natürlich müsste es eine Versicherungspflicht geben, so wie es ja auch eine Anschnallpflicht gibt - sogar in allen US-Staaten außer New Hampshire (Motto: live free or die). Problematisch ist es, wenn für die Ärzte ein zu großer Anreiz besteht, das Interesse der Patienten über das der Allgemeinheit zu stellen (obwohl das Problem durch die Eigenbeteiligung viel geringer wäre als im heutigen D). Dafür bräuchte es dann auch in meinem Utopia den MDK...