Dienstag, 22. April 2008

unterschied schweizer vs. deutsche kliniken

So!
Es gibt klare Unterschiede zwischen deutschen und schweizerischen Kliniken. Der auffallendste ist, dass die Krankenschwestern hier nicht Schwestern genannt werden möchten, sondern diplomierte Pflegefachkräfte sind, die tatsächlich etwas anderes können als über alles zu meckern und dann rauchen zu gehen (sehr viel anderes - z.B. Blut abnehmen).
Außerdem heißen sie nicht wie in D alle Oberschwester Gisela und Schwester Olga und Schülerin Jeannette, sondern generell Ursula. Manche heißen auch Ulla. Es muss was mit dem Gründungsmythos von Bern (Bärn) zu tun haben.
Jetzt muss ich aber schnell in die Klinik, bevor ich zu vielen deutschen Ärzten die Schweiz zu schmackhaft mache.

Samstag, 19. April 2008

So!
Endlich ein Lebenszeichen aus Kanaan .... ich meine der Schweiz!
Das Innere Tertial in der Rheumatologie hat vor 3 Wochen begonnen.
Die Verhältnisse für Ärzte sind im Vergleich zu Deutschland traumhaft! Schwestern sind kompetent und freundlich, es gibt Sekretärinnen en masse, die viele bürokratische Tätigkeiten sinnvollerweise übernehmen, als Arzt macht man wirklich nur noch das, was wirklich auch vom Arzt gemacht werden muss. Einfach super. Sollte ich wider Erwarten doch letztlich Arzt werden, muss die Facharztausbildung in Verhältnissen wie diesen geschehen.
Das Inselspital und meine private Bleibe sind leider Betonklötze.
Immerhin kann ich am Wochenende die Schweiz erkunden, wenn ich nicht gerade irgendwelchen anderen Kram für Uni, Jobs, o.ä. erledigen muss bzw. Fußball gucken muss.
Die letzten zwei Wochenenden waren wir jedenfalls in Adelboden zum Skifahren - auch im April noch möglich.

Freitag, 18. April 2008

Kurzes Lebenszeichen aus KY

Ich hab meine Chinaerfahrung noch gar nicht verdaut, aber jetzt liegt mir die amerikanische Kultur schwer im Magen... Ich habe leider auch noch meinen Laptop verloren und komme deswegen nicht mehr hinterher mit der Korrespondenz... (ein schicker Lenovo T61 ist schon bestellt - passenderweise ein echt sinoamerik. Produkt).



Kurz gesagt bin ich gut angekommen, nach einem kurzen Intermezzo bei einem per elektr. Fussfessel an sein Heim gebundenen Ex-Polytoxikomanen, der mir doch zu suspekt war, residiere ich jetzt hier:
Das war wirklich ein Gluecksgriff und es ist noch nicht mal teuer - 2 grosse moeblierte Zimmer, Kueche, eigenes Bad, Balkon fuer gut 250 Euro warm in "Old" Louisville...

Meine Erlebnisse beschraenken sich bisher aufs Krankenhaus und "Thunder over Louisville", das ist ein jaehrlich stattfindendes Feuerwerk mit riesiger Airshow, sehr beeindruckend und fuer mich sehr amerikanisch. Die Kampfflugzeuge beim Durchbrechen der Schallmauer im Tiefflug ueber dem Ohio River zu sehen war schon etwas Besonderes, ich konnte sogar den ueberall spuerbaren Patriotismus fast nachvollziehen.


Gut finde ich, dass die Aerzte hier wirklich nur das tun, war niemand anderes kann - selbst die Herzechos werden von nichtaerztlichem Personal gemacht. Warum sollte es auch anders sein?? Damit ist der Arztberuf schon naeher an meinem Ideal - es wird jeden Tag viel ueber das Vorgehen diskutiert, es scheint, dass die Aerzte im Allg. sinnvoll arbeiten. Wenn die Patienten nur nicht so schrecklich dick waeren... Das laesst den Arbeitsalltag manchmal absurd erscheinen - erstklassige Medizin fuer voellig indolente, sich zu Tode essende Menschen (immerhin auch, wenn sie nicht versichert sind)...

Das ist nur ein SEHR vorlaeufiger Eindruck...

Mehr hoffentlich spaeter - wenn der NeuroPJler sich endlich mal aus dem einzig (steuer)freien Land Europas gemeldet hat...

Samstag, 5. April 2008

Koffer gepackt!

Wie immer war ich spät dran mit allem, konnte also nicht schlafen. Gut, dass der Flug 12h dauert :). Hoffentlich lässt mich der Amerikaner einreisen, auf meinem B1-Visum steht nämlich: "first entry - unpaid medical clerkship"; mein first entry war aber eine Zwischenlandung in Miami vor gut 2 Monaten... Sollte aber wohl gehen, weil das first entry gerade bedeutet, dass man danach wieder einreisen kann. Und medical clerkship ist ja mit B1 möglich, schlimmer wärs, wenn der Name des Krankenhauses draufstehen würde. Aber was schreib ich hier noch...

Ach ja, ich wollte kurz meine China-Erfahrung zusammenfassen. Leider ist das nicht möglich, schon gar nicht in meinem jetzigen Zustand. Daher möchte ich sie mit einer Deutschland-Erfahrung kontrastieren, die ich vor 2 Tagen am Flughafen Shanghai machen durfte.
Und das kam so: Wir warteten am Check-In nach Frankfurt (ein Teil von mir ist da nämlich am 3.4. hingeflogen) und es dauerte und dauerte. Bald schon bemerkte ich vor uns einen allein reisenden Deutschen mittleren Alters, der mir durch seine aggressive, hässliche Ausstrahlung auffiel. Obwohl alle warten mussten, war er der einzige, der laut und vulgär geflucht hat. Es tut mir leid, dass ich hier Stereotype pflege. Jedenfalls erwachte auch in mir sofort der Deutsche und ich verspürte den Drang, eine mindestens verbale Auseinandersetzung zu beginnen. Naja, da war meine leptosome Konstitution vor... Mir wurde aber die ganze Absurdität eines solchen Verhaltens bewusst, und zwar einschließlich meiner eigenen Reaktion.

Das finde ich an China im Moment am tollsten: dass die Leute auf eine sympathische Weise gelassen sind. Das ist wieder ein Klischee; ich durfte natürlich auch laut geführte Arzt-Patienten-"Gespräche" in der Notambulanz erleben oder den Wutanfall einer jungen Assistentin, die mehr machen wollte als immer nur Hautnähte. Aber die Leute verschwenden ihre Energie nicht. Wenn es keine Aussicht auf Erfolg gibt, scheinen sie sich selten aufzuregen. Ich hatte selbst eine Auseinandersetzung in der Post, weil ich zu viele Briefmarken eingesteckt hatte und es nicht kapierte... Nachdem wir uns beinahe angeschrien hatten - ja, auf chinesisch! Ob ich beschimpft wurde, kann ich aber nicht sagen ;) - und ich meinen Fehler eingesehen hatte, war sofort wieder Ruhe. Kein pädagogischer Zeigefinger, "unverschämt" etcc. Es erscheint vieles im Alltag einfach praktischer, aber nicht nur das: durch das geringere Ausmaß an geäußerten negativen Gefühlen erscheint der tägliche Umgang weniger roh, in dieser Hinsicht zivilisierter (ich finde es leichter zu ertragen, dass auf den Boden gespuckt wird, als dass man im Supermarkt an der Kasse angemacht wird, weil man nicht schnell genug zahlt).

Zur Illustration noch eine kleine Geschichte:
Gestern hatte ich meinen einzigen Nachtdienst in der Unfallchirurgie, und prompt kamen genau an diesem Tag zwei französische Touristen mittleren Alters, die vor einigen Tagen einen schweren Unfall gehabt hatten - ich war der einzige, der französisch sprechen konnte, und die Franzosen konnten als solche natürlich kaum englisch... Es war aufregend, obwohl die Situation stabil war und ich keine Verantwortung hatte. Ich will jetzt aber eigentlich nur die Aussage der Franzosen wiedergeben, um glaubwürdiger zu sein: Sie waren rundum zufrieden mit ihrer Versorgung und betonten immer wieder, wie menschlich es doch zuginge und wie viel weniger "industriell"... Da kam mir gleich die etwas naive Annahme einer HD-Oberärztin in den Sinn, dass man vielleicht lieber in Lambarene Patient wäre, weil es da so viel menschliche Wärme gäbe... Aber die Franzosen wussten, wovon sie sprachen und hatten schon viel durchgemacht (auch wenn sie als Ausländer natürlich VIPs waren). Sie wollten gar nicht auf die Ausländerstation und waren ganz froh, als sie auf der chinesischen Intermediate Care Unit waren - die erschien mir um 2 Uhr nachts sogar nach 8 Wochen PJ in China noch fast wie eine Horrorfilmkulisse... Delirante, z.T. fixierte Patienten im Abstand von max. 2 Metern, Schreie, Stöhnen. Der Blick ging über die im Halbdunklen liegenden Patienten direkt aufs gegenüberliegende Hochhaus, kein trostspendender Anblick.
Hmmm, ich komme zu nichts, bin selber delirant, muss aufhören - also, ich glaube, dass die beiden Franzosen recht haben und es tut mir richtig leid, dass ich schon wieder weg muss, weil mir die guten Seiten dieser Kultur sicher fehlen werden, die mit Abnahme der Kulturschockintensität deutlicher sichtbar werden (auch wenn ich sie hier nicht richtig beschreiben kann).

Vielleicht ist der Post eine Zumutung, aber wenn ich nicht poste, stirbt der Blog!

PS: Derzeit ist Wikipedia und blogger entblockt?! Keine Ahnung was los ist...

Dienstag, 1. April 2008

Haha!

Endlich hab ich die sog. "Great Firewall" ueberwunden... Nachdem ich die Salem-"Zensur" in 2 Tagen durchbrochen (das ist uebertrieben, korrekter waere "durchgoogelt") hab, ist es mir ein bisschen peinlich, dass es so lange gedauert hat. Viele Leute hier scheinen mit der Technik der Proxyserver vertraut zu sein, sonst gäbe es nicht so eine "lebhafte" Diskussion auf Seiten wie www.kadfly.blogspot.com (interessant für alle die Augenzeugenberichte aus Tibet lesen wollen). Der Leidensdruck war nicht so hoch, weil ich hier posten konnte, youtube nicht brauche und die Wikipedia-Sperre temporaer ganz gut war (Zensur ist natuerlich trotzdem bloed!). Aber jetzt ist das vorbei, weil ich ueber den Proxyserver fast alles oeffnen kann (manche URLs werden trotzdem noch sabotiert, weiß nicht, wie das geht). Hier ist der Beweis (mein Sportsgeist hat mich dazu gebracht, das hier zu posten, ansonsten will ich mit dieser obskuren Vereinigung nichts zu tun haben):










Vernuenftige Bilder folgen dann wohl wieder, wenn ich es schaffe, in die USA einzureisen... Mein PJ-Halbtertial hier in Shanghai war jedenfalls eine schoene Zeit, anstrengend, aufregend und lecker (also, nicht das PJ selbst). Vor allem waren die Menschen sehr nett zu mir, dem eigentlich eher dekadent-faulen Auslandspraktikanten, der wenig Interesse an Chirurgie hat ^^. Wer Interesse hat, hier ist die Info zur Bewerbung: