Donnerstag, 25. September 2008

Falsche Lösungen bei mediscript

ich mach hier noch einen Post auf, weil ich das nicht mehr an den alten dranhängen will - vor allem sollen hier nur die Fälle rein, in denen auf einer mediscript-CD (oder bei examen online) falsche Lösungen angegeben werden - was besonders gefährlich ist für das jungfräuliche Medizinstudentenhirn.

Also hier Nr. 1, gefunden auf der CD 3/96 - 3/06.
Examen 8/97, Frage 104
Das Röntgenbild zeigt eine Fraktur bei einem 9jährigen Jungen. Auf welche Problematik, die diese Verletzung auch bei lege artis durchgeführter konservativer Behandlung beinhaltet, sind die Eltern unbedingt hinzuweisen?


A Gefahr der Pseudarthrosenbildung
B Entwicklung einer Valgusfehlstellung
C Entwicklung einer Varusfehlstellung
D genu recurvatum
E bleibende Einsteifung des Kniegelenkes

mediscript gibt A als richtige Lösung an, die Schwarze Reihe aber, mit logischer Begründung B - aber hier erst mal der charakteristisch doofe mediscript-Kommentar:

Auf der Abbildung erkennt man eine proximale Tibiafraktur ohne Mitbeteiligung der Epiphysenfuge. Sechs Wochen posttraumatisch zeigt sich eine beginnende Konsolidierung mit Verschmälerung des Frakturspaltes und einem beginnenden enostalen Umbau. Wobei ich hier auch darauf hinweisen möchte, daß die Qualität dieser Bilder für eine exakte Beurteilung, typisch IMPP, sehr schlecht ist. Deutlich erkennbar ist aber in dem Bild nach sechs Wochen eine achsengerechte Stellung, so daß eine Varusfehlstellung oder sogar ein Genu recurvatum ausgeschlossen sind. Es sei auch darauf hingewiesen, daß bei Kindern Achsenabweichungen von bis zu 15° selbständig korrigiert werden. Wichtig bei solchen Frakturen ist, daß man darauf achtet, daß es bei einer konservativen Behandlung mit einem Gips zu keiner Rotationsfehlstellung kommt. Eine bleibende Einsteifung des Kniegelenkes ist bei dieser Fraktur auch nicht zu befürchten, da das Gelenk nicht mitbetroffen ist. Die Gefahr einer Pseudarthrosenbildung ist nach sechs Wochen ebenfalls noch nicht zu erkennen. Dieses läßt sich erst nach mehreren Monaten endgültig entscheiden. Aufgrund des Frakturverlaufes und der Biomechanik bei einer evtl. sperenden Fibula ist eine sekundäre Entwicklung einer Valgusfehlstellung durchaus möglich. Etwas Besseres fällt mir dazu leider nicht ein.

B*llsh*t! Hier sinngemäß der Kommentar aus der SR (GK 3 Ortho, 15. Auflage, 2003)
zu (A): Aufgrund der großen Regenerationstendenz des Kindes sind traumatisch verursachte Pseudarthrosen extrem selten.
zu (B) und (C): Das Rö.bild zeigt eine Tibiafraktur am Übergang Metaphyse/Diaphyse, epiphysäre Wachstumsfuge nicht betroffen. Achse nicht wesentlich verschoben. Die Fraktur ist mit konservativer Therapie problemlos auszuheilen. Im weiteren Verlauf kann es zu einer schicksalhaften Valgusdeformität kommen, da die posttraumatische Hyperämie die Tibia zu vermehrtem Wachstum reizt, während die nicht verletzte Fibula normal weiterwächst.

Sonntag, 21. September 2008

An Deutschland und die Welt

Viel Geld wird für die medizinische Ausbildung in Deutschland ausgegeben. An allen Universitäten gibt es sicher einige Stellen, die zu einem großen Teil für die Lehre geschaffen werden. Das ist teuer und sinnvoll.
Es gibt eine offensichtliche Maßnahme, die die "Lehre" ebenfalls deutlich verbessern würde und dabei relativ wenig kosten würde (auf jeden Fall kostendeckend ausgeführt werden könnte):
Man muss einfach die Examensfragen, mit denen jeder Medizinstudent einen erheblichen Teil
seiner Gesamtlernzeit verbringt, so kommentieren, und in einem guten Programm so strukturieren, dass der lerneifrige und examensgestresste Student viel und schnell lernen, anstatt sich über die Hohlköpfigkeit der mediscript Kommentatoren ("dazu habe ich im Pschyrembel nichts gefunden") aufzuregen und dann zeitaufwendig selbst nachzuschlagen.
Warum nur wird diese Maßnahme nicht durchgeführt? Und was kann man machen, dass es im Interessen zukünftiger Medizinergenerationen doch gemacht wird?



p.s. Thiemes neue Internetseite zum Hammerexamen ist ein Versuch, aber bisher auch nur das

Samstag, 13. September 2008

Wer mit dem Urobilinogen vertrauter werden will,

dem sei diese Seite ans Herz gelegt. Dort wird des letzteren Verhalten bei Hämolyse, Scholedoschusverschlusch und Leberschaden anschaulich erklärt. Mir hat es diesbezüglich Erleuchtung gebracht.

Rhythmologie für dummies

Freitag, 12. September 2008

Gehirndoping

Wenn sich Studenten irgendeiner Fachrichtung für Ihre Examensvorbereitung dopen, dann dürften nach den Sportstudenten am ehesten ja wohl die Mediziner betroffen sein.

Und das Examen dürfte der Zeitraum im Studium sein, wo der ein oder andere es tatsächlich ausprobiert..

für mehr Informationen

Es ist allerdings zu hoffen, dass nur die wenigsten irgendwelche Psychopharmaka als Lernhilfen benutzen. Dazu ist die Note einfach nicht wichtig genug, und die meisten Mediziner sind wohl doch eher vernünftig und risikobewusst.

Sonntag, 7. September 2008

Besserwisserei

Mediscript konfabuliert - Hier der Kommentar zum sog. "lead time bias" (3/99, Frage 548; CD 3/96-3/06) - entsprechende Fragen kamen in den letzten Jahren öfters vor.
Die Lösung "lead time bias" ließe sich sinngemäß als "systematischer Fehler bezüglich der Laufzeit der Studie" übersetzen. Genau dies lag bei der erwähnten Untersuchung vor: die Laufzeit war systematisch zu kurz gewählt. Erst nach einer längeren Beobachtungszeit ließ sich feststellen, daß die angewandte Screeningmethode zwar die Überlebenszeit verlängert, jedoch nicht die Mortalität gesenkt hatte.

Zum Glück gibts die Wikipedia...
Beim lead time bias handelt es sich um einen Fehler, der bei Studien zur Krebsfrüherkennung eine Rolle spielt. Er beschreibt eine nur scheinbar verlängerte Überlebenszeit bei Vorverlegung des Diagnosezeitpunkts verglichen mit Patienten, die erst nach klinischen Symptomen eine Diagnose gestellt bekommen (...) - d.h. die Diagnose wird früher gestellt, und der Patient lebt nach Diagnosestellung länger, insgesamt besteht jedoch kein Gewinn an Lebenszeit durch Durchführung des Screenings. [habs überprüft]

Krass, oder? Das ist doch typisch für die mediscript-Kommentare - es wird irgendwas zusammengeschrieben, Hauptsache, es klingt gut und "erklärt" die vom IMPP angegebene Lösung. Gut zum Fragen-Auswendiglernen, schlecht, wenn man nicht irgendeine, sondern die richtige Erklärung haben will.

Das könnten wir besser! Wenn uns das IMPP nur ließe (ich hab mal angerufen, sie geben die Fragen nur an Verlage mit tragfähigem Geschäftskonzept heraus).