Dienstag, 18. März 2008

Australien

Jetzt bin ich schon knapp 7 Wochen in Australien und habe noch nichts gepostet...dabei waere hier eigentlich genug Zeit ausserhalb der Klinik. Surfen, Sandsurfing, Schnorcheln, Wandern, Campen und sogar Lesen im botanischen Garten unter Fledermaeusen haben hier aber einfach Vorrang! Ein Tipp fuer jeden deutschen Medizinstudenten - unbedingt im PJ 2 Monate nach Australien gehen, es ist ein halber Urlaub und einfach super!

(von den Operationen in der plastischen Chirurgie ein andermal)

Sonntag, 16. März 2008

Dienstag, 4. März 2008

Mal wieder ein Foto:



Sonntag, 2. März 2008

Eindrücke aus dem OP

Nun, nach drei Wochen PJ, sollte ich vielleicht doch mal den Inhalt meines Tertials "anschneiden", Höhö. Also, die ersten zwei Wochen war ich auf der laparoskopischen Viszeralchirurgie - "very cosmetic"! Beeindruckt hat mich da neben den in der Tat kleinen Schnitten - 1x Nabel, 1x 5mm und einmal 2mm! - die Dauer einer Cholezystektomie: inkl. Gallenblasenperforation nur 10-15min. Der betreffende Arzt hat auf seiner Visitenkarte die eindrucksvolle Zahl von 18 000 lap. Cholezystektomien vorzuweisen, außerdem hat er ein Profil bei der chin. youtube-Ausgabe, wer will, kann sich eine seiner OPs hier, mit Musik, angucken... Natürlich kann man sich in der kurzen Zeit keine stumpfe Präparation erlauben, so dass alles mit dem "harmonic scalpel"-Ultraschalldissektor (ein schöner Name, den sich Ethicon(r) da ausgedacht hat, ähnl. erhellend wie der Begriff "sanfte Sectio") - nun ja - durchgeschnitten wird. Den Patienten ging es aber tatsächlich gut danach, es waren auch alles unkomplizierte, elektive OPs. Ich hab später dann auch lap. CEs gesehen, die fast 2h gedauert haben und bei denen viel vorsichtiger vorgegangen wurde. Insgesamt wird hier wohl mehr Wert auf kleine Schnitte gelegt, einer der Chefärzte versucht gerade, die von ihm so bezeichnete "transumbilical endoscopic surgery" (TUES) zu etablieren, bei der es außerhalb des Nabels überhaupt keine Schnitte und damit keine sichtbaren Narben mehr geben soll- dass in Deutschland eine Zeit lang sogar Kocher-Kragenschnitte getackert wurden ist ja auch abartig (das hat mir eine Chirurgin am Salem berichtet, obwohl ich es selbst kaum glauben kann). Andererseits ist es natürlich problematisch, wenn die Kontrolle der Ärzte hauptsächlich durch die Patienten erfolgt, die nur die Narben sehen, die damit vielleicht eine zu große Bedeutung bekommen. Naja, es gibt noch eine Art der Kontrolle: Die entnommene Gallenblase wird den vor dem OP-Bereich wartenden Angehörigen unmittelbar postoperativ gezeigt; so wird bei allen resezierenden Eingriffen verfahren... Es wird also versucht, Rechenschaft abzulegen, aber es ist klar, dass die Laien bei komplizierteren Eingriffen kaum etwas beurteilen können.
Ich selbst kann das medizinische Niveau aber nach drei Wochen auch nicht beurteilen, und ich will es auch gar nicht, weil das unangemessen wäre. Ich kann nur sagen, dass ich beeindruckt bin, zu welchem Preis hier eine Chirurgie gemacht wird, die sich doch weniger von der deutschen unterscheidet, als man vielleicht erwarten würde - wenn man bedenkt, dass das Gesundheitssystem hier mindestens als im Umbruch befindlich zu bezeichnen ist. Auch da hab ich noch keinen richtigen Einblick gewonnen, ich hab nur gehört, dass eine OP auf der holzgetäfelten VIP-Station das 10-20fache des normalen Preises kostet... Wenn sich noch mal jemand in Deutschland über Zweiklassenmedizin beschwert - ausatmen - einatmen - ausatmen.
Ohmmmm!
OK.
Letzte Woche hab ich noch drei größere OPs gesehen: Erst die Anlage eines splenorenalen Shunts bei portaler Hypertension (49cm H2O, normal sind max. 20cm) mit Z.n. Ösophagusvarizenblutung, 5h Dauer, sehr spannend, die Milz war kindskopfgroß, bevor der art. Zufluss unterbunden wurde. Zwei Tage später gabs eine Hemihepatektomie links bei monströsem HCC - ca 17x24x12cm! Hepatitis B ist ein Riesenproblem hier, angebl. sind 10% der Bevölkerung infiziert. Wenigstens gibts jetzt in Shanghai für alle Kinder die Impfung, die in Taiwan im Verlauf von Jahren bereits zu einer deutlichen Senkung der HCC-Inzidenz geführt haben soll (Quelle ?). Für diesen Patienten kommt das leider zu spät, es hatte bereits eine Metastasierung stattgefunden, bei der Größe ist wohl jede HCC-OP palliativ. Es gingen dabei zwei Liter Blut verloren, die erst zögerlich ersetzt wurden, insgesamt gabs dann doch drei EKs (à 290ml), aber erst, als der Patient schon superhypoton war. Der Anästhesist war so cool, dass ich schon richtig Angst bekam... Aber es ging alles gut, mit 2xFFP und Gelatine und noch irgendeinem Gerinnungsfaktorenkonzentrat. Interessant ist das System der Blutspenden hier: Wer selbst gespendet hat oder wessen Angehörige bereits gespendet haben, bekommt die Transfusion für wenig Geld; wer das nicht hat, muss viel bezahlen...
Zuletzt hab ich dann noch die Entfernung eines Hämangioms gesehen, das keines war, sondern aus weicher, amorpher, ekliger Masse bestand. Der Chef war aber entspannt, weil es nicht bösartig aussah. Mal sehen. Schnellschnittdiagnostik scheint nicht verbreitet zu sein, obwohl es eine Pathologie im Haus gibt. Muss ich mal sehen, wie das hier läuft.

Sonst gibt es noch zu berichten, dass ich meine Verdauungsprobleme (nach mongolischem Feuertopf - die Bakterien scheinen mit dem "Scharf" besser klargekommen zu sein als ich) mit Gentamicin behandelt hab - ja echt! Ich war erst überrascht, als mir dieser Vorschlag von einem Assistenzarzt gemacht wurde. Aber er hat einfach eine Ampulle aufgezogen und sie mir überreicht mit dem Kommentar, dass es ja oral nicht resorbiert würde. Da hab ich Gedanken an Nephro- und Ototoxizität beiseite geschoben und die Spritze zum Munde geführt. Es schmeckt besser als andere Antibiotika! Mein Durchfall wurde zwar nicht besser, aber jetzt hab ich garantiert nur noch chinesische Bakterien in mir! Da sie zahlenmäßig meinen eigenen Zellen überlegen sind, bin ich damit schon ziemlich chinesisch geworden und hoffe auf weitere Fortschritte beim Spracherwerb.