Mittwoch, 29. August 2007

Auflösung:

Heute habe ich meinen ersten Tiefschlag erlitten.

Das Schlimmste ist, dass es einen Funken Wahrheit in diesem Vergleich gibt. Nun ja, ich mache weiter, mein Doppelgänger hat sich ja auch nicht von vernichtenden Urteilen unterkriegen lassen. Und er hat ja recht - auch ich will "die Welt ein kleines bisschen besser machen" und "musste lernen, dass nicht alle Menschen nett sind" aber "ich lasse mir meinen Tag nicht mehr vermiesen" - lest es selbst nach, wenn Ihr wollt.
Bitte, NeuroPJler, verzeih mir, dass ich dieses Bild auf Deinem Blog gepostet hab!
Im übrigen bin ich gar nicht müde, obwohl ich heute nach langem, erbitterten Kampf mit dem Diktiergerät ca eine h nach meinem Stationsarzt nach Hause gegangen bin - um 17:30 :). Kein Grund zum Gejammer also, ich wollte Euch, geneigte Leser, nur stärker an den Blog binden, in dem ich mit Selbstmord drohte.

Also, nun wird es ernst. Ich darf das Niveau des edlen Neuroblogs nicht weiter senken...

Auch ich habe in meinen ersten PJ-Tagen außerhalb der Uni zwei Dinge gelernt:


1. Man kann in Deutschland nicht nur als PJler, sondern allem Anschein nach auch als Assistenzarzt, entspannt und ohne Gefährdung der Grundrechte lernen/arbeiten!

2. Es scheint aber doch einen Nachteil zu geben: Die Egostimulation fällt deutlich schwächer aus (wie schon früher bemerkt) und möglicherweise lässt auf lange Sicht auch die "intellektuelle" Anregung zu wünschen übrig*?

Tja... Was soll ich denn nun später wo machen? Diese Frage kann hier heute nicht mehr beantwortet werden. Ich möchte aber festhalten, dass ich bisher mehr Kaffeepausen im Kreis der Assistenzärzte als Blutentnahmen machen musste, nichts getan hab, was nicht zu meinen Aufgaben gehörte und regelmäßig zum Essen abgeholt wurde. Des weiteren wurde ich vom Pflegepersonal bis auf oben erwähnten "Übergriff" geschont und von allen nett begrüßt. Ein Oberarzt hielt es für nötig, sich bei einer flüchtigen Begegnung im Treppenhaus bei mir vorzustellen mit Name und Funktion... Mein Stationsarzt begleitete mich am ersten Tag durchs ganze Haus zur Wäscheausgabe, die Chefsekretärin kannte meinen Namen... Das alles ist m.E. nur möglich, weil es
  1. in meinem KKH nicht das Bewusstsein einer beliebig verfügbaren und ständig nachwachsenden "PJ-Ressource" gibt
  2. die Leute unter anständigen Bedingungen arbeiten und es sich daher leisten können, nett zu mir zu sein
Ein bisschen dürfte auch der Selektionseffekt mitverantwortlich sein, der dafür sorgt, dass die unangenehm ambitionierten Ellbogenärzte sich an der Uni konzentrieren. Ich bin also insgesamt sehr zufrieden mit meinem Los. Für jede Untersuchung, die ich mache, kann ich das bei heicumed geheiligte feedback bekommen, was mir an der Uni immer völlig gefehlt hat, wo die Arbeit des Famulanten/PJlers einfach eingeplant war und dadurch nicht beaufsichtigt werden konnte. Etwas irritiert hat mich allenfalls, dass mein Stationsarzt nur Kurzlehrbücher zu besitzen scheint und es sich bei der Harrison's-Auflage in der Bibliothek um die 11. handelt. Ach ja, und von einem Zugang zu uptodate oder Ähnlichem - oder, als PJler, überhaupt Internet - kann man nur träumen. Ich kann also nicht real time-bloggen. Vielleicht besser so...

Jetzt aber erst mal: Gute Nacht!

*damit meine ich aber nicht den N. interosseus, den kannte ich schon als junger Mann beim Extremitätentestat nicht und es hat mir nie geschadet!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

In order to help your blogs to servive I have to show my great interests in them. :-)See, I did leave my comment here and did laugh at what you wrote^°^° HAHAHA.........
Keep on blogging!

麦天 hat gesagt…

Ein kleiner Nachtrag:
1.Mein Stationsarzt hat doch mehr Bücher, als ich dachte, sie sind nur gut versteckt. Heute durfte ich mit einem interessanten Thieme-Werk Bekanntschaft machen:
"Neurologisch-topische Diagnostik", ISBN 3135358089 - was haltet Ihr davon? Es scheint sehr gut, wenn auch ein bisschen alt zu sein.
2.Ist es sinnvoll, einen Patienten mit einer antihypertensiven 6fach-Kombination zu behandeln? Wurde in einem deutschen KKH gemacht. Das ist eine ernstgemeinte Frage...

Danke für den 1. Kommentar, den ich nicht selbst schreiben musste! Hoffentlich hilfts...

Der NeuroPJler hat gesagt…

also ich finde das super! dass Du nie den N.interosseus anterior kennengelernt hast und es Dir nie geschadet hat. Da wird ein fundamentales Prinzip des Medizinerdaseins illustriert: am besten sich nicht selbst schaden und dann auch dem patienten durch (un)wissen nicht schaden, also ihn in ruhe lassen, damit er im KH gesund werden kann, ohne dabei zu sehr von personal belaestigt zu werden.

Unknown hat gesagt…

Um noch eine zusammenhanglose Meinung hinzuzufügen: Ich mag das PJ. Fast alle sind nett zu mir. Eine Schwester fragte mich sogar, ob ich lesen könne, als ich sie nach dem Aufenthaltsort des NaCls fragte. Wie nett. sie interessiert sich für meine grundbildung.
Aber im Ernst: sonst sind alle nett. 2 der Stationsärzte sind nur ein Jahr älter als ich. Die schwestern sehen nicht gut aus, aber das macht nichts. Und, wirklich verwunderlich: es gibt keine station machine, sprich: keine adipöse homosexuelle OberSchwester aus Karl-marx-stadt oder Kleinmachnow , die einen schlägt, wenn man ohne Namensschild herumläuft.
Die anderen PJler sind alle sehr cool, nur wenige unter ihnen sind rettungsassistentesque, alle sehen sehr gut aus.
Vielleicht ist das ja auch nur ein Kontrasteffekt, weil ich dachte mit dem Eintritt ins PJ den vorraum der Hölle zu betreten und das jetzt doch nicht so ist. mal schauen, wie es in 4 Wochen (nach meinem statusgemäßen segelurlaub in Italien) aussieht. Mein Vorgesetzter hat zudem angekündigt, dass nächste Woche Level 2 beginnt, und die Woche darauf Level 3. Kommt dann der Endboss? wer ist das? ist er eine reale person oder abstrakt wie z.B. der Tod? schaumamal.
Ich hoffe, dass bei Euch alles klar ist und dass Euer survival bei 100% liegt. Gruss J

麦天 hat gesagt…

Zum Neuropjler: Wohl zu viel House of god gelesen? NATÜRLICH brauchen die Patienten uns und unser Wissen! Bald kauf ich mir ein neues Buch und einen Augenspiegel!
Jenis: Glückwunsch zum Überleben! Aber bitte nicht polit. unkorrekt werden. Kleinmachnow gehört doch auch zu Deutschland, fast hätt ich Großdeutschland geschrieben. Wobei es allerdings Tatsache ist, dass Krankenschwestern/-pfleger ohne Migrationshintergrund (KleinmachnowerInnen zählen für mich nicht dazu) tendenziell prolliger und stressiger sind. Aber das ist ein eigener Post, für den ich noch mehr schlimme Erlebnisse, am besten auf der Chirurgie, sammeln muss.