Freitag, 17. August 2007

2 Lektionen

Heute war innerhalb von wenigen Minuten der Tiefpunkt meines ansonsten zufriedenstellend laufenden PJs erreicht. Ich war auf einmal am Bettenschieben! Als unbezahlter Student, der eigentlich zum Lernen da ist. Gut, es war nur ein einziges Mal, der Bringedienst war zu unfähig es zu tun, und es war sehr dringend und eigentlich sowieso auf dem Weg. Aber als ich auf dem Weg mit dem Bett dann einen anderen PJler traf, der sich kopfschüttelnd über diese Tätigkeit äußerte (aber dann sogar freundlicherweise mithalf), hat es mich doch irgendwie total gewurmt, dass ich überhaupt gefragt wurde, es zu tun, und es dann auch noch gemacht hab.

2 sich gegenüberstehende Dinge hab ich dabei gelernt.

1. man kommt sooo schnell plötzlich an den Punkt, wo man Dinge tut, die man sich geschworen hatte, nicht zu tun. Es ist auf einmal so dringend, kein anderer machts, es ist wichtig für den Patienten...
Sehr schwierig, da dann nein zu sagen. Trotzdem, in Zukunft werde ich sowas nicht machen, sondern ganz klar Grenzen ziehen. Weil Ärzte in der Vergangenheit immer diese Grenzen nach unten hin überschritten haben, vielleicht weil es gerade so dringend war und zum Wohle der Patienten, deswegen sind die Arbeitsbedingungen so schlecht, wie sie jetzt sind. Und das schadet am Ende allen.

2. Im Krankenhaus ist viel Stolz = hierarchisches Denken = Ego. Von Chef- und Oberärzten im OP brauch ich ja gar nicht anzufangen. Aber sogar ich als kleiner Pjler war genervt, ein Bett geschoben zu haben, und dabei auch noch gesehen zu werden. Dabei ist es ja eigentlich nicht so schlimm und tut nicht weh, nur halt dem Ego. Irgendwie kommt mir das unter Medizinern / im Krankenhaus viel ausgeprägter vor als anderswo. Hätt ich anderswo (z.B. im Labor oder bei einem Unternehmen) einen Dienst, für den andere eigentlich zuständig sind, mal eben schnell erledigt, hätt ich mich nicht als degradierter Unbezahlter sondern als proactive do it yourself man oder so ähnlich gefühlt.

Wie auch immer, 2 gegensätzliche Dinge folgen daraus:
- Ich pass in Zukunft mehr auf, nicht mal eben noch dieses und jenes zu tun, für das eigentlich andere Leute bezahlt werden.
- etwas weniger verletzter Stolz, wenn man dann doch mal irgendeine niedere Tätigkeit ausführt, ist notwendig

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...und mit juristische Beistand, der unser aufgabengebiet genau absteckt, ist wohl auch nicht zu rechnen, wie wir heute gelernt haben. Interessant, dass der Referent tatsächlich irgendwann in seiner Rede auf die "Grundrechte" hingewiesen hat, die wir als PJler ja auf jeden Fall noch sicher hätten. Mann, bin ich erleichtert. Ich dachte schon, ich müsste sterben oder so, jetzt weiss ich, dass wir nur unserer Arbeitskraft und Ehre beraubt werden...

麦天 hat gesagt…

Ist man in seiner Ehre gekränkt, wenn man sich einer Schwester mit "Hallo, ich bin [Vorname]" vorstellt und als Antwort kommt "Hallo, ich bin Frau [Nachname]"? Naja, sie war ja auch ca 2 Jahre älter als ich. Immerhin hat sie nicht verlangt, dass ich sie künftig siezen muss. Uaaahh.
Irgendwas mach ich falsch. Ich trete noch nicht chefmäßig auf, fürchte ich.

麦天 hat gesagt…

Das mit den Grundrechten find ich aber gut! Die schützen ja Millionen von Menschen weltweit zuverlässig vor Unbill jeglicher Art, besonders in Verbindung mit einem guten Pass. Oha, ich werde politisch. Das hat hier nichts zu suchen. Aus!