Mittwoch, 24. Oktober 2007

Gründung eines Instituts...

Hiermit gründen wir das Institut zur Beseitigung von kostenintensiven Mythen in der Medizin (IZBVKIMIDM)!! Ziel unserer wissenschaftlichen Tätigkeit soll das Aufdecken und Beseitigen von unnützen Prozessen in der klinischen Arzttätigkeit sein. Wir sind das weltweit einzige Institut hierfür!

Ein Beispiel für einen Mythos in der Medizin: In der Neurologie an der Uniklinik bekommt jeder Patient vor Lumbalpunktion (LP) ein Computertomogramm (CT). Dabei hat noch kein ein Assistent der Neurologie die befürchtete Einklemmung nach LP jemals erlebt. Auch der älteste Professor der Klinik hat dies in 40 Jahren wohl noch nie erlebt. Man könnte sich also viel Arbeit und damit Kosten sparen, wenn dies einmal wissenschaftlich belegt würde und damit kein Assistent mehr Angst vor einer Einklemmung mit strafrechtlichen Folgen haben müsste.

Ein möglicher weiterer Mythos, der zu Mehrarbeit führt: Blutabnehmen aus Venenverweilkanülen führt zu deren Verstopf bzw. Paralaufen. Dies ist nicht geklärt, dabei fragt sich jeder PJler, ob dies stimmt. Wie viele sinnlose Doktorarbeiten werden vergeben, aber zu diesem Thema gibt es keine Daten.

Daher mein Aufruf als einer der Direktoren des IZBVKIMIDM: Gebt mir Vorschläge zu anderen Mythen, die man entlarven könnte, und damit der Menschheit mehr Zeit und Geld sparen kann, als sie es sich von diesem Thema her erhofft hätte!

1 Kommentar:

麦天 hat gesagt…

Dass die Braunülen verstopfen, kann nur passieren, wenn man kein Mandrin reintut oder nix zum Durchspülen hat. Außerdem verfälscht man z.B. den Hb, wenn man was abnimmt, nachdem gerade eine Infusion gelaufen ist. Aber wenn nix dranhing, und man zuerst ein paar ml verwirft, dürfte das in den meisten Fällen OK sein... Nur bei der Gerinnung bin ich vorsichtig. Frag doch mal das Labor...

Der "Hauptmythos" ist aber, dass man als krankenversicherter Deutscher keine Verantwortung für seine Gesundheit trägt und daher auch kein Zusammenhang zwischen Lebensstil und Therapie besteht. Es macht also nix, wenn man fett ist und raucht, man kriegt trotzdem genau die gleichen (meistens mehr) Ressourcen zugeteilt wie jemand, der einen weniger autodestruktiven Lebenswandel hat und demzufolge wesentlich bessere Erfolgsaussichten bezügl. der Therapie. Das ist doch nicht effizient! Und jetzt erzähle mir niemand, dass Effizienz im Gesundheitswesen unmoralisch sei. Sie ist, obwohl ich von Gesundheitsökonomie keine Ahnung hab, m.E. angesichts weltweiter Unterversorgung moralisch geboten. Jeder "nichtcompliante" deutsche Patient, der mit wenig Aussicht auf Erfolg teure Ressourcen verbraucht, hat die Schulbildung von 10 indonesischen Kindern (oder die Herz-OP eines indischen Säuglings) auf dem Gewissen. Da helfen auch die ganzen Brot-für-die-Welt-Kampagnen nix. Ich weiß, das klingt alles schrecklich weltverbesserisch, aber wenn man schon immer mit der "Moral" kommt bei allen Gesundheitsdebatten, warum muss die dann an der EU-Grenze Halt machen?